WHO´S WHO - Persönlichkeiten in der Homöopathie

Adolph Lippe

*11. Mai 1812 See bei Görlitz, † 23. Januar 1888 in Pennsylvania.

Seine Eltern, Graf Ludwig von Lippe-Weißenfeld und seine Gattin Auguste Gräfin von Hohenthal ermöglichten Adolph, ihrem einzigen Sohn, eine Ausbildung zum Juristen in Berlin, wie es Tradition war in der Familie. Er interessierte sich jedoch mehr für die Homöopathie und brach sein Studium ab. 1837 emigrierte er in die Vereinigten Staaten von Amerika um seine Ausbildung auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Er nannte sich unter Verzicht auf seinen Adelstitel nun Adolph Lippe. Zunächst ließ er sich in Reading nieder, wo er eine Praxis eröffnete. Am 24. September 1839 heiratete er die drei Jahre jüngere Theresia (Therese) Eichhorn. Von seinen sechs Kindern starben drei schon im ersten Lebensjahr.

Im Herbst 1838 ließ er sich in die „North American Academy of Homeopathy Healing Art“ in Allentown, Pennsylvania immatrikulieren. Dieses Institut war das erste und einzige medizinische Institut für Homöopathie weltweit. Seine Lehrer waren unter anderem Constantin Hering und Wilhelm Wesselhoeft. Lippe graduierte dort im Jahre 1841.

Am 28. August dieses Jahres legte er seine Abschlussprüfung vor den Doktoren Wesselhoeft, Detwiller, Freitag und Romig ab und erwarb den Titel eines Doktors der homöopathischen Medizin. Dr. Adolph Lippe äußerte voller Stolz: „Der Erwerb eines Diploms der Akademie von Allentown ist für seinen Besitzer eine Ehre, die nur würdige Bewerber erhalten. Viele haben versucht, diese Ehre zu erreichen, wurden jedoch als ungeeignet abgelehnt.“ Kurz danach wurde das Institut geschlossen. Adolph Lippe war ihr letzter Absolvent.

Noch im gleichen Jahr ließ er sich in Pottsville, Schuylkill County, Pa. nieder, wo er bis 1844 mit Charles Haeseler eine Gemeinschaftspraxis betrieb. Die nächsten Stationen waren Carlisle, wo er sehr erfolgreich war, und Cumberland, doch es zieht ihn nach Philadelphia. Dort hatte er von 1864 bis 1869 den Lehrstuhl für Materia Medica inne. Er hatte in der Zwischenzeit zum zweiten Mal geheiratet, und zwar am 04.06.1860 Louise Augustine d’Arcy.

Am 03. Juni 1865 wird er zum Fakultätspräsidenten des „Homoeopathic Medical College of Pensylvania“ gewählt. J. C. Guernsey, der Sohn von Henry Newell Guernsey äußerte in seiner Wiedergabe der Geschichte der Homöopathie in Pennsylvania, dass „von Dr. Lippes Arbeiten in Carlisle und den benachbarten Bezirken ein weites Feld für unsere Schule eröffnet wurde.“

Er gerät in Streit mit Constantin Hering über den Wert der Pathologie und die Einhaltung der reinen Lehre der Homöopathie, welche er vehement gegenüber allen Interpretationsversuchen verteidigt. Er hält alle Versuche, homöopathische Erkenntnisse mit Erfahrungen aus anderen medizinischen Richtungen zu kombinieren für nicht zielführend, ja sogar schädlich für den Ruf der Homöopathie. Sein Eintreten für die reine Form der Homöopathie, wie sie Hahnemann gelehrt hatte, war für die damalige Zeit einmalig. Aus Protest gegen die Ansichten Constantin Herings verlässt er den Posten des Fakultätspräsidenten. 1876 versöhnt er sich jedoch wieder mit Hering.

Während einer Wechselfieber-Epidemie unter den Arbeitern an der Eisenbahn zwischen Reading und Pottsville heilte er einige Gelegenheitsarbeiter, die zufällig in seine Praxis fanden. Von Homöopathie hatten diese Patienten zuvor nie etwas gehört. Die Arbeiter wurden geheilt, während ihre Kollegen, die von anderen Ärzten mit Chinin behandelt wurden, weiterhin litten. Als sich dies herumsprach, kamen die Erkrankten zu Hunderten zu Lippe und wurden geheilt. Selten war eine mehrmalige Konsultation erforderlich. Der Erfolg wiederholte sich in einer späteren Wechselfieber-Epidemie. Lippe wurde daraufhin als der beste Verordner von Heilmitteln bezeichnet, den die Homöopathie je hatte.

Auch Constantin Lippe, der älteste Sohn von Adolph Lippe, war Arzt und hatte sich mit der Herausgabe des „Repertory oft he More Characteristic Symptoms oft he Materia Medica“ einen Namen gemacht. Aus dieser Quelle schöpfte wiederum Dr. James Tyler Kent (1849 – 1910) bei der Bearbeitung seines „Repertoriums.“

Am 16. Dezember 1884 starb Lippes einzige Tochter Auguste Camilla. Als kurz darauf, am 01. Januar 1885 auch noch sein ältester Sohn Constantin stirbt, trifft ihn das schwer. Er litt schon seit langem unter Rheuma, und diese Schicksalsschläge hatten negative Auswirkungen auf seine gesundheitliche Verfassung. Lippe erholte sich davon nicht mehr. Er stirbt am 23. Januar 1888 an den Folgen einer Lungenentzündung. Er hinterließ seine Frau, sowie seinen letzten verbliebenen Nachkommen, seinen Sohn William Alphonse Lippe (1850 – 1912)

1891 eröffneten dankbare Patienten von Adolph Lippe mit Spendengeldern ein Gebäude des 1884 eröffneten "Medical Surgical and Maternity Hospital of the Women´s Homoeopathic Association of Pennsylvania." in Philadelphia und nannten es „Lippe Isolated Pavillion.“

Lippe hatte in diesem Krankenhaus am 10. Mai 1886 den Vortrag „What is Homoeopathy“ gehalten. Auch die Rede zur Eröffnung des „Hering Memorial Hospital“ am 13.10.1887 hielt er dort.
Lippes Praxis wurde von Dr. James Tyler Kent übernommen und weitergeführt.

Lippe hatte Kontakt zu allen Koryphäen der Homöopathie seiner Zeit, so zum Beispiel zu v. Bönninghausen in Münster, den er anlässlich eines Aufenthaltes in Deutschland auch besuchte. Sein umfangreiches Wissen war in der Fachwelt sehr gefragt, und er hinterlässt uns eine Vielzahl von Veröffentlichungen.

Ab 1846 bevorzugte er die Verwendung von Gelsemium gegen Heuschnupfen. Das Symptom von Phosphor „Wasser wird erbrochen, sobald es im Magen warm wird“, gehen auf seine Forschungen zurück.


Literatur:
  • Handbuch homöopathischer Charakteristika (Adolph Lippe)

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