WHO´S WHO - Persönlichkeiten in der Homöopathie

Dr.Timothy Field Allen

*24. April 1837 Westminster, Vermont, †05. Dezember 1902

1861 schloss er sein Studium der Medizin an der „University of New York“ ab und praktizierte als Arzt in Brooklyn. Ihm wurde eine zähe Konstitution und ein typisches „New-England-Temperament“ nachgesagt.

Als eine Diphterie-Epidemie ausbrach, verlor er fast seine gesamte Patientenschaft, was den jungen Doktor sehr entmutigte. Ein homöopathischer Kollege, Dr. P. P. Wells, schlug ihm vor, es einmal mit seinen Behandlungsmethoden zu versuchen, und Allen folgte seinem Rat. Zu seinem großen Erstaunen konnte er mit Wells‘ Medizin über 90% seiner an Diphterie erkrankten Patienten dauerhaft heilen. Dies beeindruckte ihn so sehr, dass er beschloss, in die Tiefen der homöopathischen Heilkunde vorzustoßen und diese von Grund auf zu erlernen.

Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) diente Allen als Assistenzarzt in der Armee der Nordstaaten. Während dieser Zeit heiratete er Julia Bissell aus Connecticut.

1863 wurde er ehrenhaft aus der Armee entlassen und setze seine homöopathischen Studien fort. Er schloss ein Studium am „Hahnemann Medical College“ in Philadelphia mit Erfolg ab und betrieb, zusammen mit Dr. Carroll Dunham eine große, gut besuchte Praxis in New York. Dabei befolgte er konsequent die Regeln Hahnemanns: Ein einziges Heilmittel, das auf dem Gesetz der Ähnlichkeit beruht. (similia similibus curentur)

Das Ehepaar Timothy und Julia Allen hatte fünf Kinder, wovon eines schon sehr jung starb. Allen hatte musikalisches Talent. Er liebte es, zu komponieren und Orgel zu spielen. In einer Kirche in Brooklyn begleitete er auf der Orgel die Gottesdienste über viele Jahre.

In der Zeit nach dem Bürgerkrieg erlebte die Homöopathie in Amerika eine Blütezeit. 1871 wurde Allen Professor für Therapeutik und Materia Medica am „New York Homeopathic College“. Die amerikanischen Homöopathen unterhielten ein Netz von hunderten von Krankenhäusern, Irrenanstalten und Waisenhäusern quer durch die Vereinigten Staaten.

Allen leitete die Umwandlung von zwei Krankenhäusern in homöopathische Kliniken: Das „Laura Franklin Free Hospital for Children“ und das „New York Ophthalmic Hospital“. Letzteres unter dem Einfluss eines Gouverneurs des Staates New York, der auf homöopathischem Wege von einer Netzhautablösung geheilt wurde. Allen war außerdem Direktor des „New York State Homeopathic Insane Asylum. Diese Anstalt für Geisteskrankheiten wurde zum Zentrum der Forschung und Behandlung psychisch kranker Patienten nach den Grundsätzen der Homöopathie.

Allen war neben seinem homöopathischen Wirken auch ein bedeutender Botaniker und veröffentlichte für mehrere Fachzeitschriften Artikel über seine Forschungen. Besonders die Pflanzenfamilie Characeae (Armleuchteralgen) hatte es ihm angetan. Er sammelte und tauschte Exemplare mit anderen Botanikern weltweit. 1901 vermachte er seine Sammlung und die darüber verfasste Literatur dem Botanischen Garten von New York.

Sein besonderes Interesse galt jedoch der Wirkung verschiedener, bereits als erwiesen geltender Wirkstoffe, wie zum Beispiel Blei, auf den menschlichen Körper und Geist.

Mit Hilfe von Dr. Richard Hughes und Samuel Jones sammelte er eine Unmenge von Daten, die in seiner „Encyclopedia of Pure Materia Medica“ ihren Niederschlag fanden. Dr. Fanning trug als Übersetzer aus dem Deutschen ebenfalls zu diesen Aufzeichnungen über die positiven Auswirkungen von Medikamenten auf den gesunden menschlichen Organismus bei.

Das umfangreiche Werk, das auf viele Quellen zurück griff und diese neu bewertete, wurde von Boericke und Tafel in zwölf Bänden zwischen 1874 und 1880 veröffentlicht. Alphabetisch geordnet gewährte es Einblicke in die Symptome geistiger und körperlicher Krankheiten und beschrieb eine Vielzahl von tierischen, pflanzlichen und mineralischen Arzneimitteln, die in der Homöopathie verwendet werden. Es wurde zu einem Standardwerk der Homöopathie. Alle bedeutenden Homöopathen der damaligen Zeit, wie Constantin Hering, Carroll Dunham, Adolph Lippe und Richard Hughes trugen zum Gelingen dieses monumentalen Werks bei. Für jedes Heilmittel, welches in dieser Enzyklopädie beschrieben ist, gibt es eine Liste der Testpersonen, der Höhe der verwendeten Dosis und der Herkunft der Referenzen. Weitere Informationen, wie zum Beispiel über versehentlich aufgetretene Vergiftungen, waren ebenfalls enthalten.

Der große Vorteil von Allens Werk ist, dass die Symptome in den Worten der Testpersonen festgehalten wurden. Damit vermied Allen, dass spezifische Symptome verzerrt, oder in einem falschen Zusammenhang gesehen werden.

Hier ein Auszug aus dem Prüfbericht des Pilzes Agaricus muscarius (Amanita muscaria), wie es von Krachemariskov erlebt wurde: „Er wird so wütend, dass er kaum davon abgehalten werden kann, sich die Eingeweide heraus zu reißen, wie die, durch den Fliegenpilz hervorgerufenen, Phantasien es ihm befahlen.“

Timothy Field Allen erlitt 1901 einen Schlaganfall und war in dessen Folge gelähmt. Im Jahr darauf starb er mit 65 Jahren am 5. Dezember 1902.

In Nachrufen sprach man in hoher Anerkennung von seiner Energie, seinem Enthusiasmus und seinem Mut, die Homöopathie gegen alle Anfeindungen zu verteidigen.

Literatur:

  • Ophthalmic Therapeutics (1874)
  • The Symptom Register (1880)
  • Handbook of Materia Medica and Homeopathic Therapeutics (1889)
  • A Primer of Materia Medica (1892)
  • Pocket Characteristics (1894)

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