WHO´S WHO - Persönlichkeiten in der Homöopathie

Dr. Henry Clay Allen

*02. Oktober 1836 in Nilestown bei London, Ontario, Kanada, †22. Januar 1909

Henry C. Allen wurde als Sohn von Hugh und Martha Billings Allen in einem kleinen Ort in Ontario, Kanada geboren. Väterlicherseits war er ein Nachkomme von Ethan Allen, einem Helden aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die britischen Kolonialtruppen.

Er studierte zunächst Medizin am „College of Physicians and Surgeons“ in Ontario und ging dann nach Cleveland, Ohio, wo er in Homöopathie ausgebildet wurde, und wo er 1861 am „Western Homeopathic College“ seine Prüfung ablegte.

Nach Beendigung seiner Ausbildung diente er in der Armee der amerikanischen Unionsstaaten als Militärarzt und Chirurg unter General Grant.

Als der Sezessionskrieg 1865 beendet war, wurde er Professor für Anatomie in Cleveland. Danach lehrte und praktizierte er am „Hahnemann Medical College“ in Chicago. 1867 heiratete er Selina Louise Goold, mit der er zwei Kinder hatte1875 zog er nach Detroit, und 1880 übernahm er die Professur für Materia Medica an der Universität von Michigan in Ann Arbor.

1892 war er einer der Mitbegründer des „Hering Medical College“. Er wurde dort Professor für Materia Medica und man wählte ihn zum Dekan dieses Institutes. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod. Er war überaus beliebt und respektiert. Seine Studenten, die er nicht nur mit Rat und Tat unterstützte, sondern denen er, wenn nötig, auch finanziell unter die Arme griff, liebten und verehrten ihn geradezu.

In den 1890er Jahren machte sich ein Wandel in der homöopathischen Lehre bemerkbar. Die Ausbildung bezog sich oft auf neue Methoden und vernachlässigte die Lehre Samuel Hahnemanns, die einerseits als antiquiert, anderseits aber als visionär angesehen wurde. Die Dogmatik Hahnemanns passte augenscheinlich nicht zu den modernen therapeutischen und pathologischen Erkenntnissen der damaligen Zeit. Dr. Henry C. Allen verteidigte Hahnemanns Lehre und dessen Organon ebenso leidenschaftlich, wie das auch Constantin Hering getan hat.

Als der bedeutende homöopathische Arzt, Dr. James Tyler Kent, aus Zeitmangel homöopathische Heilmittel ohne ausreichende Prüfung veröffentlichte, war es Dr. Henry C. Allen, der dieses Verhalten öffentlich kritisierte. Er erreichte damit, dass Kent sein Verhalten revidierte und nicht ausreichend geprüfte Mittel wieder aus seiner „Lectures on Homeopathic Materia Medica“ entfernte. Allen war wohl der einzige Homöopath der damaligen Zeit, der es sich leisten konnte, dem großen James Tyler Kent zu widersprechen.

Allen war Mitglied in zahlreichen homöopathischen Vereinigungen in den USA, in England und in Indien. Als Mitglied des „American Institute of Homeopathy“ vertrat er leidenschaftlich die Grundsätze von Samuel Hahnemann.

Über einen längeren Zeitraum war er Herausgeber der Zeitschrift „Medical Advance“, wofür er zahlreiche wissenschaftliche Artikel verfasste. Dr. Allen überarbeitete darüber hinaus „Boenninghausen’s Slip Repertory“, indem er es verständlicher formulierte und für die Praxis schneller nutzbar machte.

Immer wieder ermahnte er seine Schüler, Hahnemanns Organon zu studieren und betonte stets die Wichtigkeit einer gründlichen und umfassenden Anamnese als unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche, für den speziellen Fall passende Verschreibung.

So streng und standfest er auch immer Hahnemanns Grundsätze verteidigte, war Allen konstruktiven Diskussionen gegenüber aufgeschlossen.

Für die Homöopathie und ihre Institutionen war ihm kein Opfer zu groß, keine Arbeit zu schwierig. Dr. Allen behielt seine jugendliche Spannkraft bis ins Alter. Noch mit 70 Jahren zeigte er sich in Diskussionen kraftvoll in seinen Argumenten, und er war berühmt für seinen schlagfertigen Witz und seine humorvollen Anekdoten.

Dr. Henry C. Allen starb am 22. Januar 1909 plötzlich und unerwartet. Er hatte an diesem Tag noch bis in die Abendstunden gearbeitet und Patienten behandelt. Am Ende eines arbeitsreichen Tages im Dienste der Homöopathie, geehrt und geachtet von allen Schülern, Kollegen und Patienten wurde er aus dem Leben gerissen.

In einem Nachruf der „International Hahnemann Association“ wurde sein Wirken wie folgt gewürdigt:

„Dr. Henry C. Allens Leben und seine Motive waren frei von Vorwürfen und seine Handlungsweise entsprach höchsten homöopathischen Standards. Er war so absolut selbstlos, wie man überhaupt sein kann. Er stand immer für die reine und unbefleckte Homöopathie ein und ihre Interessen waren ihm oberstes Gebot.“


Veröffentlichungen:
  • Keynotes to the Materia Medica
  • The Homeopathic Therapeutics of Intermittent Fever
  • The Homeopathic Therapeutics of Fever
  • Therapeutics of Tuberculous Affecctions
  • The Materia Medica of the Nosodes

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