Dr. Alfonso Masi-Elizalde
*23. Oktober 1932 in Buenos Aires, †24. Juli 2003 ebenda.
Alfonso wurde als Sohn des homöopathischen Arztes Jorge Augusto Masi-Elizalde geboren und wollte in die Fußstapfen seines Vaters treten. In seinem jugendlichen Eifer wollte er jedoch alles besser machen als sein Vater. Er behauptete dennoch stets, seine Entscheidung, sich der Homöopathie zu widmen, sei nicht vom Vater beeinflusst gewesen.
Die Homöopathie gewann ab 1812 auch in Argentinien immer mehr Anhänger. Zwei Jahre nach Erscheinen des Organon von Samuel Hahnemann. Der revolutionäre General San Martin hatte eine homöopathische Reiseapotheke ins Land gebracht und sie bei seinen Feldzügen mit einigem Erfolg eingesetzt.
Die argentinische Gesundheitsbehörde „Protomedicato“, die der Homöopathie ablehnend gegenüber stand, musste eingestehen, dass die Homöopatie gegenüber den Epidemien von Gelbfieber und Cholera beachtliche Heilungserfolge verzeichnen konnte. Besonders tat sich der homöopathische Arzt Dr. Clansolles bei der Bekämpfung dieser Krankheiten hervor. Das argentinische Abgeordnetenhaus lehnte dennoch die Einführung der Homöopathie als anerkannte Heilkunde mit zwei Stimmen Mehrheit zunächst ab.
1931 wurde die Argentinische Homöopathische Vereinigung gegründet. Alfonsos Vater war einer der Gründungsmitglieder. Des Weiteren waren dabei: Dr. Grosso, Dr. Fisch und Dr. Paschero, die ihre Tätigkeiten in Anlehnung an die Lehren von Dr. James Tyler Kent ausrichteten.
Alfonso Masi-Elizalde studierte Medizin an der Universität von Buenos Aires und engagierte sich an der „Asociacón homeopáthica Medica“. Wegen Verschiedenheiten in der Lehrmeinung verließ er diese Institution und gründete die „Escuela homeopathica Medica“, wo er die gleichen Aufgaben wahrnahm. Später gründete er das „Instituto de Altos Estudios Homeopáticos James Tyler Kent“ und fungierte dort als Lehrer und Präsident. Nach seiner aktiven Zeit wurde er dort zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Bald schon stellte er fest, dass die argentinischen Homöopathen, quasi jeder für sich, ihre eigene Auffassung von Homöopathie hatten, und Hahnemanns Organon der Heilkunde nach Gutdünken interpretierten. Da Alfonso religiös erzogen wurde, verglich er dieses Verhalten mit der Auslegung der Bibel, die ja ähnliche „Wahrheiten“ hervorzubringen imstande ist.
Masi-Elizalde war fest entschlossen, die Lehre Samuel Hahnemanns zu ihren Wurzeln zurückzuführen, also (Zitat) „Hahnemanns wahre Intentionen von den Verwandlungen und Verbiegungen seiner Nachfolger frei zu machen“. Durch die Übernahme der Praxis seines Vaters hatte er Zugang zu Krankheitsverläufen, die er teilweise über Jahrzehnte nachverfolgen konnte. Somit hatte er Einblick in die Behandlungsmethoden über einen großen Zeitraum und konnte seine Recherchen auf die Grundfragen der Homöopathie fokussieren:
Was ist das Wesen der Krankheit?
Wie finde ich das homöopathische Heilmittel (Similium)?
Wie verläuft die Heilung?
Er hat an zahlreichen internationalen Konferenzen in Argentinien, Brasilien, Mexico, Deutschland, England, Italien, Spanien und Griechenland teilgenommen und dort seine Gedanken dargelegt.
1975 heiratete er.
Er begann mit seinen medizinischen Seminaren 1980 in Florenz und ging dann nach Mailand, Rom und Palermo. Es folgten Seminare in Paris, Lyon, San Sebastian, Sevilla, Brüssel und Gent. Selbstverständlich war er auch in Südamerika unterwegs, um seine Forschungsergebnisse zu verbreiten. Die Stationen waren unter anderen Rio de Janeiro und Sao Paulo in Brasilien und Quito in Ecuador.
Masi-Elizalde hatte eine eigene Art, seine Erkenntnisse an seine Schüler weiter zu geben. Seine Vorlesungen waren von eindringlichem Ernst, aber nicht überheblich. Er sprach mit mahnender Bestimmtheit, jedoch kam immer wieder sein trockener Humor zum Vorschein. Kurz, er traf den Nerv der Zeit und konnte vielen seiner Studenten, die sich ernsthaft mit der Homöopathie beschäftigten einen Anstoß geben, sich weiterführend mit der Materie befassen zu wollen. Man kann sagen, durch seine Ausbildungsmethode trennte er die Spreu vom Weizen, indem er seine Studenten zu eigenen Überlegungen anregte und all diejenigen frustrierte, die lediglich einen neuen Guru suchten, dem sie blind folgen konnten.
Dass Dr. Alfonso Masi-Elizalde kaum schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen hat, deutet darauf hin, dass er in der Homöopathie keine festgefügte Vorgehensweise sah, sondern eine Lehrmeinung, die durch eigene Erfahrungen und Erkenntnisse in jedem einzelnen Behandlungsfall zu neuer Bestätigung gelangen muss. Eine Vorgehensweise, die auf Samuel Hahnemann zurückgeht, aber keineswegs von der Mehrheit der damaligen homöopathischen Behandlern in Südamerika angewendet wurde.
Dr. Masi-Elizalde griff die Miasmenlehre Samuel Hahnemanns auf und befasste sich intensiv mit den Erkenntnissen des mexikanischen Homöopathen Dr. Proceso S. Ortega. Anders als bei Ortega, versuchte Masi-Elizalde die Miasmen Sykose und Syphilis als verschiedene Stadien der Psora zu erklären. So sprach er beispielsweise von der „primären Psora“ und der „sekundären Psora“, Begriffe, die vorher nicht in der Homöopathie auftauchten.
Irritationen erzeugte er durch seine Vergleiche zwischen Medizin und Religion, insbesondere durch seinen Bezug zum Gedankengut des Thomas von Aquin. Zwar betonte er immer, dass es der philosophische und nicht der religiöse Aspekt sei, den er in Bezug zur Homöopathie setzte, dennoch waren seine Thesen, die viele christliche Begriffe enthielten, nicht frei von Kritik seiner Zeitgenossen.
Dr. Alfonso Masi-Elizalde verstarb am 23. Juli 2003 überraschend während einer Patienten-Konsultation. Er hinterließ seine Witwe Marta Rossi, die er 1975 geheiratet hatte.
Auch wenn die Gemeinde seiner Anhänger in Europa recht klein ist, so war Dr. Alfonso Masi-Elizalde doch ein kompromissloser Verfechter der Lehre Hahnemanns und hat dessen Lehre vor allem in Südamerika zu neuem Ansehen verholfen.