WHO´S WHO - Persönlichkeiten in der Homöopathie
Dr. Jost Künzli von Fimmelsberg
*10.10.1915 in St. Gallen, †04.04.1992
Künzli studierte von 1934 bis 1941 Medizin in Zürich, Berlin, Kiel und Paris. Im Anschluss daran arbeitete er im Inselspital in Bern bis 1945 als praktischer Arzt und Gynäkologe, zuletzt als Oberarzt.
Bereits sein Vater und sein Großvater waren homöopathische Ärzte, und auch er wandte sich der Lehre Samuel Hahnemanns zu. Er begab sich nach Genf zu Pierre Schmidt und lernte von ihm Materia Medica und Repertorisation, wie sie von James Tyler Kent gelehrt wurde. 1947 ließ er sich in St. Gallen als klassischer Homöopath nieder. Von 1957 bis 1973 war er Mitherausgeber der "Zeitschrift für Klassische Homöopathie". Er bot Schulungen für angehende Homöopathen an und mit seinen jährlichen Kursen auf der Nordseeinsel Spiekeroog, zwischen 1973 und 1986 beeinflusste er viele Homöopathen in Deutschland. 1962 begann er Repertorisation in St. Gallen zu lehren, was er 1971 auch in Frankfurt am Main tat.
1973 übersetzte Künzli das Buch von James Tyler Kent, "Lectures on Homeopathic Philosophy ins Deutsche. Bereits 20 Jahre zuvor hatte er Pierre Schmidt dabei unterstützt, die 6. Auflage des Organon ins Französische zu übersetzen.
Wie Pierre Schmidt war auch Künzli ein überzeugter Anwender der Q-Potenzen in der Homöopathie und die Behandlung mit diesen erlebte durch ihn eine Renaissance. Er hat im deutschsprachigen Raum sowohl das "Repertorisieren" nach Kent, als auch dessen Anamnese-Fragebogen eingeführt. Schmidt und Künzli stellten ihre sogenannten "antipsorischen Heilmittel" auch selbst her. 1947 begannen sie zunächst mit Medikamenten auf der Basis von Schwefel. Das Labor Schmidt-Nagel in Meyran im Schweizer Kanton Genf produziert diese Heilmittel bis heute.
Anfangs gemeinsam mit Pierre Schmidt, befasste er sich intensiv mit dem Paragraphen 270 der 6. Auflage des Organon und veröffentlichte darüber 1960 einen Artikel in der "Zeitschrift für Klassische Homöopathie", worin er detailliert die Herstellung von Q-Potenzen beschrieb.
Zwanzig Jahre später hatte sich der Einsatz von Q-Potenzen bei Homöopathen in ganz Europa durchgesetzt, was Künzli 1981 auf einem Kongress in Rom mit Genugtuung feststellen konnte.
Dr. Dario Spinedi erfüllte mit seiner "Clinica Santa Croce" in Orselina/Tessin einen Herzenswunsch seines Lehrers Künzli, indem er eine Poliklinik schuf, in der schwerkranke Patienten intensiv klassisch homöopatisch betreut werden können. Auch der designierte Nachfolger Spinedis, Dr. Jens Wurster, führt die Arbeit mit den Hahnemann’schen Q-Potenzen im Sinne Künzlis weiter.
In einigen Repertorien werden die sogenannten "Künzli-Punkte" als Hinweis darauf angeführt, wie wirksam sich das jeweilige Mittel sowohl bei der Arzneimittelprüfung, als Hinweis darauf angeführt, auch bei der Anwendung bei gesunden Probanden gezeigt hat. So soll für den Anwender die Wahl des Arzneimittels eingegrenzt und somit erleichtet werden.
Jost Künzli von Fimmelsberg und seinem Mentor Pierre Schmidt ist eine Renaissance der Klassischen Homöopathie nach Hahnemann im deutschsprachigen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg zu verdanken, und die Universität Zürich hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Tradition fortzuführen und ihre Studenten nach den Erkenntnissen Künzlis zu unterrichten.
Veröffentlichungen:
- Kents Repertorium der homöopathischen Arzneimittel, Georg von Keller/Jost Künzli, Standardausgabe mit 28-fachem Daumenregister und 24-seitigem Beiheft. Erschienen 1998, ISBN: 978-3-8304-0298
- Kent’s Repertorium Generale English Edition, Michael Barthe/lJost Künzli. Erschienen 1990, ISBN: 978-3-88950-074-9